Therapeutisches Entblocken

Im Rahmen der Therapie ist es die Aufgabe der Logopäden, die Trachealkanüle der Patienten zu entblocken. Dabei wird die Luft aus dem Cuff entfernt.

Voraussetzung für die Therapie

Das Entblocken der Trachealkanüle ist für die Behandlung von Patienten mit einer Trachealkanüle wichtig. Mit ersten Versuchen sollte im Rahmen der Therapie sehr früh begonnen werden. (vgl. Dekanülierungsschema.)

Trachealkanülen legen die oberen Atemwege still. Das bedeutet für den Patienten, dass keine Luft in Larynx, Pharynx, Nasen- und Mundhöhle zirkuliert. Die Sensibilität der Schleimhäute in diesen Bereichen nimmt ab und kann so die Funktion beeinträchtigen; die Schluckfrequenz ist reduziert. Außerdem ist keine verbale Kommunikation möglich.

Um im Rahmen der Therapie eine weitgehend physiologische Ausgangssituation zu erreichen, Luft zur Stimulation und für die Phonation durch die oberen Atemwege zu leiten, muss zunächst im Rahmen der Therapie, die Trachealkanüle entblockt werden.

Vorgehen beim Entblocken

Entblocken – also das Entfernen der Luft aus dem Cuff der Trachealkanüle – ist für Patienten sehr belastend. Zudem stellt es für Patienten mit Dysphagie ein Risiko dar: Die Schutzfunktion der Trachealkanüle wird für die Zeit der Entblock ausgeschaltet. Speichel und ggf. Testkost kann weitgehend ungehindert in die unteren Atemwege eindringen.

Auch bei schluckgesunden Patienten sammelt sich auf dem Cuff Sekret, das beim Entblocken in die unteren Atemwege eindringen kann. Daher ist es in jedem Fall notwendig, das Entblocken mit dem Absaugen zu kombinieren.

Je nach Menge des zu erwartenden Sekrets sollten Katheter so klein wie möglich, aber so groß wie nötig gewählt werden. Weiß in der Regel, grün wenn nötig und im Notfall auch orange.

Das Absaugen muss steril durchgeführt werden. Daher werden entweder sterile Einmal-Handschuhe verwendet oder es wird nach dem no-touch-Prinzip gearbeitet. Dieses Verfahren ist nur sehr geübten Therapeutinnen und Therapeuten zu empfehlen.

Als Vorbereitung ist es ratsam, zunächst Sekret auf der Mundhöhle und ggf. dem Rachen zu entfernen. Gerade bei Patientinnen und Patienten die sehr viel Speichel produzieren und den still aspirieren, ist das unbedingt erforderlich.

Nach dem Positionieren der Katheterspitze knapp einen Zentimeter unterhalb des Endes der Trachealkanüle, wird die Luft aus dem Cuff entfernt. Eine Spritze eignet sich dafür besser als ein Cuff-Druck-Messer, damit im Ergebnis die gesamte Luft aus dem Cuff entfernt werden kann. Sekret, das sich oberhalb des Cuffs gesammelt hat, kann und muss dabei abgesaugt werden. Anschließend wird der Katheter zwischen den Fingern gedreht und dabei langsam aus der Trachealkanüle gezogen. Dabei ist weiteres Sekret zu entfernen.

Ein Absaugkatheter darf nicht mehrfach verwandt werden. Jedes neue Absaugen muss mit einem neuen Katheter durchgeführt werden.


Muss beim Entblocken die gesamte Luft aus dem Cuff entfernt werden?

Ja! Beim Entcuffen muss die gesamte Luft aus dem Cuff entfernt werden.
Es ist ein Unterschied, ob man mit Hilfe eines Cuff-Druck-Messers den Druck im Cuff auf Null bringt oder die Luft mit einer Spritze vollständig entfernt.

Muss Entblocken immer mit Absaugbereitschaft stattfinden?

Je nach Menge an Sekret, die beim Entblocken erwartet wird, sollte die Absaugung bereit sein. Idealer Weise schaffen es die Patientinnen und Patienten, das Sekret selbständig zu entfernen – durch Husten zum Beispiel. Aber das gelingt gerade bei schwer betroffenen Patientinnen und Patienten nicht sicher.
Daher sollte die Absaugung bereit sein.

Muss eine entblockte Trachealkanüle immer mit einem Sprechventil versorgt werden?

Da streiten sich die Experten. Die Frage ist auch gar nicht so einfach zu beantworten. Ob ein Sprech- oder Schluckventil zwingend benutzt werden muss, wenn eine Trachealkanüle entblockt ist, hängt von einigen Faktoren ab.
Die Umlenkung der Luft an der Trachealkanüle vorbei gelingt besser, wenn ein Sprechventil benutzt wird. Aber auch ohne ein solches Ventil strömt die Luft durch den Larynx, Pharynx und Mund und Nase. Sie nimmt immer den Weg des geringsten Widerstandes. Allerdings kann die Ausatemkraft so schwach sein, dass durch die Trachealkanüle zu viel Luft entweicht und dann für die Reinigung und Phonation nicht mehr ausreicht.