Trachealkanülen wechseln

Im Rahmen des Trachealkanülen-Managements ist es notwendig, die liegende Trachealkanüle regelmäßig zu wechseln. Der Ablauf bei einer passageren Dekanülierung ist identisch.

Bevor Therapeuten eine Trachealkanülenwechsel durchführen, müssen ein paar wichtige Fragen geklärt sein. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine ärztliche Tätigkeit. Zwar kann diese an Logopädinnen und Logopäden delegiert werden, aber aus therapeutischer Sicht besteht nur sehr selten die Notwendigkeit, den Wechsel durch Therapeuten durchführen zu lassen.


Den Wechsel selbst sollten Therapeuten nie allein durchführen, sondern immer mit Pflegenden oder Kollegen gemeinsam. Jeweils eine Person ist für den Wechsel und eine für die Nebenaufgaben wie Entblocken und Absaugen zuständig. Eine von beiden Personen muss mit dem Wechsel vertraut sein und häufig unter Supervision durchgeführt haben. Generell ist das Wechseln einer Trachealkanüle ärztliche Aufgabe.

Aber im Rahmen der Therapie sind Phasen in denen die Patientinnen und Patienten zeitweise dekanüliert sind, sehr wichtig und helfen, noch physiologischere Bedingungen für die Therapie herzustellen. Das Entfernen der Trachealkanüle vor der Therapie und das Einsetzen der Trachealkanüle nach der Therapie ist genau genommen aber eben auch ein Wechsel. Daher hier ein exemplarisches Vorgehen.

Vorbereitungen

Die neue Trachealkanüle wird zunächst ausgepackt. Dabei muss überprüft werden, ob die Verpackung unbeschädigt ist, denn die meisten Trachealkanülen werden steril verpackt geliefert. Ist die Verpackung beschädigt oder bereits geöffnet worden, wir die Trachealkanüle verworfen.

Funktionsprüfung

Die neue Trachealkanüle muss auf ihre Funktion hin überprüfen werden. Die meisten Hersteller empfehlen, die Trachealkanüle in einen Behälter mit sterilem Wasser zu tauchen und dann den Cuff mit Luft zu füllen. Steigen Luftbläschen auf, ist der Cuff undicht und die Trachealkanüle darf nicht verwendet werden. Viele Ärzte und Therapeuten überprüfen die Funktion, indem sie den Cuff mit einer Spritze mit Luft füllen und beobachten mit einem Cuffdruckmesser ob er den Druck hält. Außerdem darf die Trachealkanüle kein Beschädigungen, scharfe Kanten oder ausgerissene Ränder aufweisen.

Sofern die Trachealkanüle die Einstellung der Eindringtiefe zulässt, wird die Position des Schildes festgelegt. Dabei kann man sich an der noch liegenden Trachealkanüle orientieren. Oder man fragt den Arzt nach der gewünschten Eindringtiefe. Auch kann bereits jetzt an einer Seite des Schildes das Halteband fixiert werden. Manche Therapeuten bevorzugen, das Halteband beim Wechsel der Trachealkanüle an der Kanüle selbst, andere legen es lieber am Nacken des Patienten in Position. Das gilt auch für die Schlitzkompresse. Diese kann bereits beim Wechsel an der Trachealkanüle festhalten oder nach dem Trachealkanülenwechsel angelegt werden.

Die Trachealkanüle sollte mit einem wasserlöslichen Gleitgel eingerieben werden. Es gibt speziell dafür vorbereitete Gele mit Dosierhilfe, damit die Trachealkanüle nicht unnötig berührt werden muss. Unter Umständen ist der Einsatz von Xylocain-Gel (Wirkstoff Lidocain) notwendig, das eine leicht betäubende Wirkung hat und sich auch gut als Gleitmittel eignet.

Entfernen der alten Trachealkanüle

Der Patient wird über den anstehenden Wechsel informiert und dafür vorbereitet. Dazu gehört das Absaugen von Sekret aus Trachealkanüle und Einstichstelle. Eine Präoxygenierung ist immer dann sinnvoll, wenn die SpO2-Werte unter der Norm liegen. Trägt der Patient eine geblockte Trachealkanüle, muss diese vor dem Entfernen – unter Absaugbereitschaft – entblockt werden. Die Absaugbereitschaft ist besonders wichtig bei Patienten, die viel Sekret produzieren und stark verschleimt sind. In diesem Fall ist es sogar sinnvoll, die alten Trachealkanüle über den noch eingeführten Absaugkatheter herauszuziehen und mit diesem noch im Tracheostoma zu verbleiben, um weiteres Sekret sofort absaugen zu können.

Bereits vor dem Absaugen kann das Halteband gelöst oder ganz entfernt werden. Ab diesem Zeitpunkt muss allerdings sicher gestellt sein, dass die Trachealkanüle nicht verrutscht. Um das zu gewährleisten, muss einer der beiden Beteiligten die Trachealkanüle immer festhalten. Sprecht euch ab, wer das sein wird.

Ob die Trachealkanüle über den Absaugkatheter oder ohne entfernt wird, ist für das weitere Vorgehen irrelevant. Über einen gedachten Viertelkreis zieht man die Trachealkanüle nun nach vorn Richtung Brust des Patienten heraus. Der gedachte Kreis sollte dabei der Biegung der Trachealkanüle entsprechen (Viertel- oder Achtelkreis). Je nach Herstellerangabe werden Einmal-Trachealkanülen (single use) als infektiöser Sondermüll entsorgt oder in eine Reinigungslösung gelegt und anschließend aufbereitet (single patient).

Bei Patienten mit einer schweren Dysphagie und instabilem Vegetativum ist ein schnelles Vorgehen wichtig! Das gilt auch und ganz besonders für ein Punktionsstoma. Der Wechsel muss schnell durchgeführt werden um eine Gefährdung des Patienten zu minimieren und ein Zusammenfallen des Stomas zu verhindern. Zur Sicherheit sollte die gewählte Kanüle in der nächst kleineren Größe bereitliegen.

Das Tracheostoma reinigt man am besten mit Kompressen, die mit einer Reinigungslösung getränkt sind, die für offene Wunden geeignet ist: Octenisept-Lösung zum Beispiel. Das Stoma von innen lässt sich mit einem Stiltupfer reinigen. Die Reinigung sollte jeweils bei der Expiration des Patienten stattfinden, damit keine Dämpfe der Lösung eingeatmet werden.

Einführen der neuen Trachealkanüle

Die neue Trachealkanüle wird mit Hilfe der beiliegenden Einführhilfe eingesetzt. Ist eine solche bei der neuen Trachealkanüle nicht vorgesehen, übernimmt ggf. ein Absaugkatheter die Funktion. Ist die Trachealwand durch das Stoma nicht einsehbar, muss eine Einführhilfe verwendet werden. Die Trachealkanüle selbst ist steril und sollte daher so wenig wie möglich berührt werden.

Der Patient sollte nun einige Male tief einatmen. Mit der nächsten Einatmung setzt man die Trachealkanüle seitlich an das Stoma. Die Spitze der Trachealkanüle zeigt direkt auf das Stoma und die andere Seite zeigt wie ein Uhrzeiger auf neun Uhr oder drei Uhr. Mit Druck wird die Trachealkanüle auf der Einatmung des Patienten – ggf. über die Einführhilfe – in einem Bogen mit gleichzeitiger Drehung nach sechs Uhr in das Tracheostoma vorgeschoben.


Sobald die Trachealkanüle platziert wurde, wird sie mit dem Halteband fixiert und ggf. geblockt. Dabei sollte sie zunächst kurz überblocken und dann der Druck im Cuff auf 25 mmHG bei Ausatmung reduziert werden. Durch das Überblocken ist sicher gestellt, dass der Cuff sich ganz entfaltet hat und glatt in der Trachea liegt. Zum Schluss wird die Innenkanüle eingesetz und der Patienten mit einer feuchten Nase, einem HME-Filter, versorgt.

Durch Abhorchen lässt sich prüfen, ob beide Lungenflügel belüftet werden und die Trachealkanüle nicht zu tief sitzt.

Kommt es durch den Wechsel zu starken Blutungen der Einstichstelle, kann mit Nasentropfen die Blutung ggf. reduziert werden.


FAQ

Wann darf die Trachealkanüle zum ersten Mal gewechselt werden?

Unabhängig von der Art der Tracheotomie sollte der erste Wechsel der Trachealkanüle nach ca. 10 Tagen durchgeführt werden. Zunächst muss die Wundheilung abgewartet werden. Ein zu früh durchgeführter Wechsel birgt das Risiko eines instabilen Tracheostomas und sollte daher nur von Ärzten durchgeführt werden.

Wann sollte die Trachealkanüle gewechselt werden?

Trachealkanülenwechsel sollten spätestens dann durchgeführt werden, wenn die Trachealkanüle nicht mehr durchgängig ist und der Patient Schwierigkeiten mit der Atmung hat.
Außerdem bei sichtbaren Verunreinigungen.
Ein Trachealkanülenwechsel muss durchgeführt werden, wenn der Cuff nicht mehr dicht ist.

Wie oft sollte die Trachealkanüle gewechselt werden?

Je nach Beanspruchung der Kanüle und Situation des Patienten ist ein wöchentlicher Wechsel der Trachealkanüle sinnvoll.