Eigenschaften und Merkmale von Trachealkanülen

Trachealkanülen unterscheidet man zunächst nach den folgenden Kriterien:

Spezielle Eigenschaften

Cuff

tracheoflex

Ein Cuff dient dem fixieren der Trachealkanüle in der Mitte der Trachea und bildet einen Abschluss.

Wichtig zu wissen ist, dass ein Cuff die Luftröhre nicht vollständig verschließt. Er bietet keinen vollständigen Schutz vor Aspiration. Auch bei der Beatmung kann eine Leckage am Cuff entstehen.

Geblockt wird ein Cuff mit Luft. Dabei ist nicht entscheidend, wie viel Luft in den Cuff kommt, sondern mit welchem Druck der Cuff an die Schleimhaut der Trachea anliegt. Dieser darf nicht höher sein als der Druck in den Kapillaren, um den Austausch von Nährstoffen und Sauerstoff zwischen den Kapillaren und den Zellen nicht zu unterdrücken. (Vgl. Cuff-Druck.)

Material

Die meisten Trachealkanülen sind aus einem speziellen Kunststoff geformt. Das Material muss dabei besonders glatt sein, damit sich wenig Fläche bietet an denen sich Keime festsetzen können aber auch um Granulationen zu verhindern.

Damit besonders weiche Trachealkanülen nicht an Stabilität einbüßen, können sie mit Metallspiralen versehen werden.

Fensterung und Siebung

Tracoe Twist

Sogenannte Sprechkanülen sind mit einer Fensterung bzw. Siebung ausgestattet. Es handelt sich dabei um eine große Öffnung oder kleine Löcher im Bereich der Biegung einer Trachealkanüle. Durch diese Fensterung kann ein Teil der Luft durch die Kanüle Richtung Larynx umgeleitet werden.

Diese zusätzliche Luftströmung ergänzt nur den Luftstrom an der entblockten Trachealkanüle vorbei. Für eine suffiziente Atmung und Phonation bei einer geblockten Trachealkanüle ist eine Fensterung nicht ausreichend.

Der wichtigere Effekt einer Siebung ist hingegen, dass auch in gecufftem – also geblocktem – Zustand ein bisschen Luft durch die Siebung Richtung Larynx und Pharynx strömt. Diese Reizung der Schleimhaut hat einen positiven Einfluss auf den Erhalt der Awarness der Rezeptoren, die Schutz- und Reinigungsfunktionen auslösen.

Suction Aid

Manche Trachealkanülen sind mit einer Suction Aid ausgestattet. Dabei handelt es sich um einen Absaugkanal, der in der Nähe des Cuffs liegt und es ermöglicht, Sekret das sich auf dem Cuff gesammelt hat von außen zu entfernen. Hilfreich ist dies bei Patienten, die auf Grund der Schwere der Erkrankung nicht entblockt werden können oder bei denen es zu einen so starken Aspiration von Speichel kommt, dass der Kehlkopf ständig mit Speichel umspült wäre, wenn das Sekret nicht stetig entfernt würde.

Durch diese Suction Aid sollte nach Möglichkeit nicht mit einer Spritze abgesaugt werden, da sich damit der erzeugte Unterdruck nicht kontrollieren lässt. Für den Einsatz gibt es spezielle Absauggeräte (Abbildung rechts), die im Intervall das Sekret entfernen und pausieren. Der Vorteil dieser Geräte ist das kontinuierliche Entfernen des Sekrets oberhalb des Cuffs. Sie helfen außerdem dabei, die Menge an Sekret, die sich oberhalb des Cuffs ansammelt, zu quantifizieren – hilfreich, da es sich hierbei um einen Schlüsselfaktor für erfolgreiches Entblocken handelt.

Außerdem kann über eine Trachealkanüle mit Suction aid die Above Cuff Vocalisation realisiert werden. Dabei handelt es sich um eine Möglichkeit zu Phonieren, wenn andere Optionen zum Sprechen nicht umsetzbar sind.

Größe

Damit sind die wichtigsten Merkmale von Trachealkanülen genannt. Darüber hinaus stehen Trachealkanülen in unterschiedlichen Größen bereit. In den meisten Fällen gibt die Größe den Innendurchmesser an. Allerdings machen die Hersteller hier durchaus Unterschiede.

Die Auswahl der Größe richtet sich dabei nicht nach der Größe des Tracheostomas sondern zunächst nach der Größe der Trachea mit dem Ziel, die Kanüle so klein wie möglich zu wählen und im Fortgang des Dekanülierungsmanagements durchaus die Größe zu reduzieren.

Unterschiede nach Indikation

Je nach Indikation für eine Trachealkanüle sind bestimmte Eigenschaften beachtenswert. So gibt es Kurzkanülen, die speziell für Patienten nach einer Laryngektomie konzipiert wurden.

Auch der Winkel der Kanüle, der im Kreismaß angegeben wird (Viertelkreis oder Achtelkreis), hilft bei anatomischen Besonderheiten.

Auswahl der Merkmale

Bei der Auswahl der Funktionen, die eine Trachealkanüle für die/den jeweiligen Patient:in haben soll, ist eher eine Frage nach dem „was brauchen wir wirklich?“. Es kann sehr praktisch sein, eine Trachealkanüle mit Suction aid zu nutzen, es kann notwendig sein, eine Trachealkanüle mit Innenkanüle zu verwenden oder es kann indiziert sein, eine Trachealkanüle mit Siebung zu setzen. Aber: Je mehr Funktionen oder Merkmale eine Trachealkanüle hat, desto mehr Material ist dafür erforderlich. Der Platz in dernTrachea ist allerdings sehr begrenzt.

Der Entscheidungspfad sollte daher bei einer Trachealkanüle mit maximalen Funktionen starten – aber alles was nicht wirklich unbedingt gebraucht wird, sollte dann weggelassen werden. Übrig bleibt dann die ideale Trachealkanüle.

  • braucht es wirklich einen Cuff?
  • braucht es wirklich eine Suction aid?
  • braucht es wirklich eine Siebung oder Fensterung?

Lautet die Antwort „Nein“, sollte auf diese Funktion verzichtet werden.